Best-Case-Fragen statt Katastrophenfantasien

Veröffentlicht am: 26.02.25
Bist du es leid, deinen Katastrophenfantasien ausgeliefert zu sein? Entdecke, wie du mit einer einfachen Best-Case-Frage deine Ängste in Zuversicht verwandeln kannst.

Gedanken beeinflussen Gefühle

Unsere Gefühle hängen stark davon ab, wie wir über etwas denken, also wie wir eine Situation bewerten. Deshalb finde ich es auch so wichtig, die getrennte Wahrnehmung von Gedanken und Gefühlen zu üben (zum Beispiel mit dem „integralen Check"), denn im Alltag vermischt es sich oft, uns geht es einfach irgendwie schlecht.

Gerade Ängste und Sorgen entstehen unmittelbar dadurch, wie unser Verstand die Situation einordnet und bewertet. Damit meine ich hier nicht die „akute“ Angst, die uns auf eine gegenwärtige Gefahr hinweist: Wenn ich nachts alleine durch eine schlecht beleuchtete einsame Gegend gehe, dann führt meine Angst zu erhöhter Aufmerksamkeit und Achtsamkeit und ist nützlich.

Mir geht es hier um die kreisenden Gedanken, die sich immer wieder einen negativen Ausgang einer Situation in der Zukunft ausmalen, wir befürchten das Schlimmste, den Worst Case.

Die Macht von Fragen

Unser Gehirn funktioniert so, dass es automatisch versucht, Antworten auf Fragen zu finden, die wir uns stellen, auch wenn uns oft gar nicht bewusst ist, dass wir uns diese Fragen stellen.

Ärgern wir uns über eine Situation, stellen wir uns vielleicht unbewusst die Frage „Warum passiert mir das?“. Wahrscheinlich findet unser Verstand darauf auch irgendeine Antwort, aber gelöst ist damit noch nichts, wir verharren im Status quo. Wenn ich aber frage: „Was brauche ich, um die Situation zu verändern?“ öffnen sich Lösungsräume.

Daher sind Fragen auch wirksamer als Affirmationen. Wenn ich mir bei Ängsten sage „Alles ist gut“, weist mein Unterbewusstsein dies sofort als unwahr zurück. Mit den richtigen Fragen kann ich meine Gedanken aber in die gewünschte Richtung lenken und den Verstand selbst positive Antworten finden lassen.

Wenn ich merke, dass ich in einer Gedankenschleife festhänge, in der ich mir ständig ausmale, was alles Schlimmes passieren kann, bin ich auf das Worst-Case-Szenario fixiert. Dies hat Gefühle von Sorge und Angst zur Folge. Die Best-Case-Frage holt mich da raus!

Optimale Formulierung der Best-Case-Frage

Statt mir das Schlimmste, das passieren könnte, vorzustellen, formuliere ich den bestmöglichen Ausgang einer Situation:

Beispiel: Meine Mutter hat eine große Operation vor sich und ich habe Angst, sie könnte diese nicht überleben (Worst Case).

Der Best Case wäre: Die Operation verläuft optimal und sie wird schnell wieder gesund.

Jetzt formuliere ich die Frage: „Wie würde ich mich fühlen, wenn ich wüsste, dass die Operation optimal verläuft und meine Mutter schnell wieder gesund wird?“

Sollte die Wendung „wenn ich wüsste“ Widerstand hervorrufen, formuliere es so:
„Wie würde ich mich fühlen, wenn ich glauben könnte, dass die Operation optimal verläuft und meine Mutter schnell wieder gesund wird?“

Es lohnt sich, bei den Formulierungen ein bisschen rumzuprobieren, meistens merke ich dabei schon, welche Frage eine Entspannung, ein Aufatmen auslöst.

Die gefundene Frage schreibe ich auf einen Zettel und lese ihn mir vor (am besten laut). Dann warte ich ab und lausche auf die Antwort, die hochkommt. Meist ist es so etwas wie: „Dann wäre ich entspannt und zuversichtlich.“ Genau da will ich hin!

Wirksame „Zettel-Methode“

Die Best-Case-Frage funktioniert durch Wiederholung. Nur das Formulieren reicht nicht, ich muss sie mir auch regelmäßig stellen, damit mir mein System darauf immer wieder mit Entspannung und Zuversicht antwortet und daraufhin die Ängste und Sorgen kleiner werden.

So mache ich das:

• Ich stecke den Zettel in meine Hosentasche.

• Sobald die Angst hochkommt, hole ich den Zettel hervor, lese die Frage, warte auf die innere Antwort und das damit verbundene Gefühl und stecke ihn anschließend in die andere Hosentasche.

• Das wiederhole ich solange, bis die Angst nachlässt.

Die Abstände, in denen ich den Zettel aus der Tasche hole, werden größer, irgendwann vergesse ich es tatsächlich, weil ich meinen Verstand durch die ständigen Fragen nachhaltig in ein positives Zukunftsszenario gelenkt habe, das mich entspannt und zuversichtlich sein lässt.

Durch die „Zettelwanderung“ von der linken in die rechte Hosentasche und umgekehrt ist auch der Körper ein bisschen an der Angstbewältigung beteiligt, was unterstützend wirkt, weil uns Angst oft auch körperlich erstarren und handlungsunfähig sein lässt.

Alternative: Digitale Erinnerung

Wenn du die Methode für dich ausprobieren möchtest, kannst du dir alternativ natürlich auch die Frage ins Handy schreiben und zum Beispiel eine Erinnerung an das regelmäßige Lesen einprogrammieren. Wichtig ist, sich die Frage immer wieder zu stellen, darauf zu warten, welche Antwort der Verstand findet und wahrzunehmen, was das für Gefühle auslöst.

Teile deine Erfahrungen

Hast du die Best-Case-Frage ausprobiert? Dann schreib‘ mir gerne unten in die Kommentare, wie es für dich funktioniert hat. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen damit!

3 Kommentare

  1. Claudia

    Liebe Stephanie,

    sich die Möglichkeit der Best-Case-Frage in Erinnerung zu rufen, öffnet bei mir jedesmal die Tür zu guter Laune und neu gewonnener Handlungsfähigkeit.

    Danke für diesen Tipp.

    Liebe Grüße
    Claudia

  2. Dörte Suhr

    Die „Zettel in der Hosentasche“ Methode hat mir schon geholfen, ich kann bestätigen, dass die Abstände größer werden. Herzlichen Dank für diesen Tip.

  3. Lena Noa

    Mit öffnenden Fragen arbeite ich auch sehr gerne. Es ist schon erstaunlich, wie gut die Gedanken in neue Richtungen gelenkt werden können, nur durch kleine Änderungen in Formulierung einer Frage. Unser Gehirn sucht automatisch nach Antworten, wenn wir uns eine Frage stellen, darum wirken Sie so gut! Eine wirklich gutes Tool für Veränderungen. Danke, Stephanie!